Die Rückkehr eines Sauriers | |
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Das Bell-System beruhte darauf, dass regionale Unternehmen, die sich mit zwei Ausnahmen zu 100 % im Besitz des Konzerns befanden, die regionale Versorgung sicherstellten. Die Basis des Systems waren Gesetze aus der Frühzeit der Telefonie, die Bell für die Verpflichtung auch die entlegensten Orte mit Telefonleitungen zu versorgen, praktisch ein Monopol gaben. Im Prinzip waren alle lokalen Bells 100%-Tochterfirmen der grossen AT&T, die sich fast wie ein staatliches Unternehmen benahm - und das nicht nur im negativen Sinn: Der Transistor, die Basis des Elektronik-Zeitalters, wurde in den Bell-Labs erfunden und der Welt geschenkt! Die beiden Ausnahmen, bei denen Bell/AT&T keine Mehrheit hatte, waren die Cincinnati Bell Telephone Company und die Southern New England Telephone & Telegraph Company, was später noch eine Rolle spielen wird. Trotz des durchaus gut funktionierenden Systems, das sich seiner Verantwortung weitgehend bewusst war, sank die Freude - man war über die Bell-Dominanz nicht glücklich und erlaubte auch Konkurrenz. Vor allem im so genannten «Long Distance»-Verkehr etablierten sich mehr und mehr Konkurrenten. Dabei darf man sich nicht vorstellen, dass «Long Distance» unbedingt etwas mit Langstrecke zu tun hat: Jede den Versorgungsbereich eines lokalen Versorgers überschreitende Verbindung gilt als «Long Distance». In diesem Bereich agierte die «AT&T Long Lines». Schliesslich gab es noch die erwähnten Bell Labs und den Hersteller Western Electric, der ebenfalls zum Bell-Imperium gehörte und die Ausrüstung wie etwa Telefone produzierte. |
Das Jahr in dem AT&T nach langwierigen Antitrustverfahren zerschlagen wurde - ein Vorgang, der als «Divestment» bezeichnet wurde - brachte die Geburt der so genannten «Baby Bells», deren korrekte Bezeichnung allerdings «Regional Bell Operating Companies» lautete. Es gab sieben dieser AT&T-Babys: - Ameritech - NYNEX - Bell Atlantic - Pacific Telesis - Bell South - US West - Southwestern Bell Die schon früher erwähnte beiden lokalen Betreiber Cincinnati Bell Telephone Company und die Southern New England Telephone & Telegraph Company, waren kein Teil der Aufspaltung und blieben selbständig. Der alten Bell blieb eigentlich nur das Langstreckengeschäft und internationale Aktivitäten. Im Laufe der Jahre versuchte man alle möglichen Aktivitäten: So übernahm man zeitweise die Computerfirma NCR, nur um sie später wieder abzustossen. Aus den Produktionsaktivitäten wurde die heutige Firma Lucent. Der Versuch sich im Mobilfunk zu etablieren, ging mit der Übernahme von AT&T Wireless durch Cingular zu Ende - Kurz: Die Rest-AT&T wusste nicht mehr wirklich, was sie machen soll und schleppte sich bis Ende 2005 irgendwie durch die Kommunikationsgeschichte. Die Baby Bells dagegen waren recht aktiv - und auch die durch die Bell-Zerschlagung in eine bessere Position gekommenen alternativen Anbieter wie GTE, MCI, Qwest usw. Im Wesentlichen aber waren die Baby Bells sehr erfolgreich und zeigten die bei Grosskonzernen bekannte Tendenz zu Fusionen. Zwölf Jahre nach der Zerschlagung begann das Zusammentragen der bisherigen Puzzleteile. |
Nach Verhandlungen, die sich über Jahre hinzogen, weshalb in der Literatur auch unterschiedliche Jahre für die Fusionen genannt wurden, verleibte sich die Southwestern Bell, die sich bald nur mehr SBC nennen würde, eine andere Baby Bell, nämlich Pacific Telesis ein. Am anderen Ende des Landes verschmolzen Bell Atlantic und Nynex zu Verizon. Nach diesen Megafusionen schien es, als ob der Prozess der Restrukturierung abgeschlossen sei, doch weit gefehlt: |
stieg auch Ameritech in das Übernahmekarussell ein und kaufte die kleine aber feine Southern New England Telephone & Telegraph Company. Ameritech konnte sich aber nicht lange freuen, denn bereits ein Jahr später streckte SBC die Hand auch an die Grossen Seen aus und übernahm Ameritech. |
SBC hat nun ein Imperium, das sich Ost-West vom Atlantik bis zum Pazifik und Nord Süd von den Grossen Seen bis zum Golf von Mexiko erstreckt. Wir nähern uns nun mit Riesenschritten der Gegenwart, in der auch die «alternativen» ein Rolle zu spielen beginnen. |
Das Jahr in dem eine Baby Bell von einem Alternativen übernommen wurde. Qwest kaufte sich US West, was sich auf unseren Karten aber nur als Umbenennung darstellen lässt. Interessanter ist die Übernahme von GTE durch Verizon, was dieser plötzlich ein weit grösseres Territorium gibt. Im gleichen Jahr deutete sich etwas an, dass später eine Rolle spielen wird: SBC und Bell South fusionieren ihr Mobilfunkgeschäft zum neuen Unternehmen Cingular Wireless. Dominant ist auch hier SBC: Sie besitzt 60 % des Gemeinschaftsunternehmens, während Bell South 40 % hält. 2004 Cingular Wireless erwirbt AT&T Wireless und wird damit zum grössten Mobilfunkbetreiber der USA. |
SBC erwirbt die Reste von AT&T und übernimmt deren Namen. |
SBC und Bell South kündigen ihre Fusion an. Gleichzeitig wird mitgeteilt, dass Cingular Wireless in Hinkunft als AT&T Wireless auftreten wird. Am 29. Dezember 2006 ist es dann so weit. |
Letzte Überarbeitung: Montag, 11. Februar 2008
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